Der 9. November 1989 – ein historisches Datum, auch für den Naturschutz

Wo früher Grenzanlagen, Todesstreifen, Zäune und Mauern unser Land trennten, hat sich bis heute wunderschöne, wertvolle Natur entwickelt. Seit der Grenzöffnung am 9. November 1989 und Wiedervereinigung 1990 wächst auch in der Natur zusammen, was zusammen gehört.

Chance für die Natur – Weitblick der Naturschützer

Dass diese historische Chance entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze genutzt werden konnte, ist auch dem Weitblick engagierter Naturschützer, Naturschutz-organisationen und politischen Amtsträgern zu verdanken. Sie haben in Ost und West zusammen daran gearbeitet und arbeiten weiterhin daran, Flächen für den Naturschutz zu sichern und naturzerstörende Nutzungsinteressen abzuwehren.

Der Zweck des Zweckverbands

Bereits drei Monate nach der Wiedervereinigung wurde am 1.1.1991 der Zweckverband Schaalsee-Landschaft als erster (!) Naturschutzzweckverband in Deutschland gegründet, um Flächen für den grenzübergreifenden Naturschutz zu sichern, zu entwickeln und Träger des Naturschutzgroßprojekts Schaalsee-Landschaft zu werden. Beteiligt sind bis heute die Kreise Nordwestmecklenburg und Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern, der Kreis Herzogtum Lauenburg in Schleswig-Holstein sowie die Umweltstiftung WWF Deutschland.

Größter Flächeneigentümer für konkreten Naturschutz

Mit fast 5.000 Hektar Naturschutzfläche ist der Zweckverband heute der größte Flächeneigentümer im Verbandsgebiet entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze und hat seit 1991 vielfältige Naturschutz-Maßnahmen umgesetzt:

  • Flächensicherung & Biotopvernetzung: Ankauf und Bereitstellung von Flächen mit hohem ökologischen Potenzial, um die Biotop- und Artenvielfalt zu sichern.
  • Renaturierung von Gewässern: Umgestaltung von Gewässerläufen, um Sedimentation zu fördern und Nährstoffe zurückzuhalten, z.B. Kneeser Bek.
  • Revitalisierung von Mooren: Wiedervernässung für intakten Wasserhaushalt und zum Stopp der Treibhausgas-Emmissionen, z.B. Roggendorfer Moor durch das Biosphären Schaalsee
  • Ackerumwandlung: Umwandlung von etwa 270 Hektar Acker in extensives Grünland und Sukzessionsflächen zur Verbesserung der Biodiversität und Klimaschutz.
  • Waldumbau: Umbau von mehreren hundert Hektar Nadelholzmonokulturen in klimaresiliente Laubmischwälder aus standortheimischen Baumarten
  • Extensivierung: Einrichtung von halboffenen Weidelandschaften für Artenvielfalt auf ehemals intensiv bewirtschafteten Grünland- und Ackerstandorten
  • Schutz von Lebensräumen: Ausweisung von Ruhezonen, Wildniswäldern und Beendigung der Wasservogeljagd auf schützenswerten Seen durch NSG-Verordnungen der Bundesländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern

Naturschutz in historischem Kontext

Entlang des ehemaligen Grenzstreifens konnte sich die Natur ungestört entwickeln, das Gebiet wurde zu einem Rückzugsort für hunderte seltener Tier- und Pflanzenarten. Die Menschen im Grenzstreifen jedoch wurden gezwungen, Haus und Hof zu verlassen. Höfe und ganze Dörfer verfielen, wurden „geschleift“. Auch auf Flächen des Zweckverbandes finden sich heute noch Spuren dieser Höfe und Dörfer, wie Neuhof, Dutzow und Lankow. Diese als Mahnmale der Geschichte zu bewahren und in unsere Naturschutzarbeit einzubinden, haben wir uns zur Aufgabe gemacht.

 

Weiterführende Links

Naturschutzgroßprojekt

https://www.bmuv.de/themen/naturschutz/foerderprogramme/chancenatur-bundesfoerderung-naturschutz

Tipp – GRENZHUUS Schlagsdorf

Fast 40 Jahre verlief die Grenze zwischen Ost- und Westeuropa – auch mitten durch den Schaalsee. Im GRENZHUS in Schlagsdorf ist die tragische Geschichte der Grenze in sehr persönlichen Schicksalen dokumentiert.

https://www.grenzhus.de/

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